Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Mai 2008


Initiative sucht tausend Stifter

Nach der Präsentation der ersten Entwürfe für die Bebauung der sogenannten Amiwiese (F.A.Z. vom 26. April) hat der Verein „Rettet die Amiwiese" eine Stiftungslösung für die letzte größere Grünfläche auf dem Bad Vilbeler Heilsberg angeregt. Die Idee lautet: Tausend Stifter sollen das Areal kaufen und den Heilsbergern als „Bürgerpark" schenken.

Gegen die Pläne der Stadt, das knapp 82 000 Quadratmeter große Areal mit 60 Wohnhäusern, einer Sporthalle, einem Jugendzentrum und einer Erschließungsstraße zu bebauen, haben sich inzwischen mehr als 1800 Bürger ausgesprochen. Sie halten das Projekt für unökologisch, weil durch die geplante Bebauung des Areals das derzeitige Naherholungsgebiet unwiderruflich zerstört werde. Die Anwohner der an die Wiese angrenzenden Carl-Schurz-Siedlung befürchten zudem eine drastische Zunahme des Verkehrs durch den Bau einer neuen Erschließungsstraße sowie negative Auswirkungen auf das örtliche Klima.

Die Kritiker führen außerdem an, dass mit der Bebauung der Wiese der Heilsberg einen zentralen Ort der Begegnung und des Austauschs verlieren würde. „Der Ortsteil würde einen großen Schritt in Richtung auf eine anonyme, weitgehend gesichtslose Schlafstadt machen", sagt Uwe Wittstock vom Verein „Rettet die Amiwiese".
Um die Grünfläche zu bewahren, hat die Bürgerinitiative den Stadtverordneten nun einen Gegenvorschlag gemacht. Nachdem die Stadt 1993 die Wiese für 940 000 Mark vom Bund erworben hatte, bietet die Initiative der Stadt an, tausend Stifter zu finden, die bereit sind, eine halbe Million Euro aufzubringen. Damit soll eine gemeinnützige Stiftung ausgestattet werden, die die Wiese von der Stadt kaufen könnte, um sie allen Heilsbergern als Naherholungsgebiet zur Verfügung zu stellen. Der Verein hat dem Vorhaben das Motto „Tausend Stifter für den Heilsberg" gegeben.
„Wir sind gegen eine Bebauung der Ami wiese, aber wir sind keine Neinsager", hebt Wittstock hervor. Der Verein sei sich bewusst, dass durch eine Nichtbebauung der Wiese der Stadt Planungsgewinne entgehen würden. Mit der Stiftungslösung wolle man dazu beitragen, zumindest für einen „gewissen Ersatz" zu sorgen.
Für das Vorhaben gibt es laut Wittstock auf dem Heilsberg bereits ein Vorbild: So habe in den sechziger Jahren Pfarrer Adolf Freudenberg ein Grundstück an der Straße Am Hang gekauft und dieses Areal 1967 als unbebaute Grünanlage den Heilsbergern gestiftet. Die Bürgerinitiative will nun laut Wittstock „den Spuren von Adolf Freudenberg folgen", um „mit zivilgesellschaftlichem Engagement die letzte grüne Oase den Bürgern auf dem Heilsberg zu erhalten".
Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) ist zwar grundsätzlich bereit, über den Vorschlag zu diskutieren. Er verweist jedoch auf den entgegengesetzten Beschluss des Stadtparlaments, das mit großer Mehrheit der Aufstellung eines Bebauungsplans für das Areal beschlossen hat.


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